Hermann
Fürst von Pückler-Muskau
Briefe eines Verstorbenen
Ein fragmentarisches Tagebuch aus
Deutschland, Holland, England, Wales,
Irland und Frankreich, geschrieben
in den Jahren 1826 bis 1829
Vorwort
des Herausgebers
Die Briefe, welche wir dem Publikum hiermit übergeben,
haben das Eigentümliche, daß sie, mit sehr geringer
und unwesentlicher Ausnahme, zu ihrer Zeit wirklich so geschrieben
wurden, wie man sie hier findet.
Man
kann sich daher leicht denken, daß sie früher auch
zu nichts weniger als zur Publizität bestimmt waren.
Der Schreiber gehört jedoch nunmehr zu den Seligen, wodurch
viele Rücksichten wegfallen, und da seine Briefe, nebst
einigen interessanten Nachrichten, wenigstens eine reelle
Individualität aussprechen, und mit ebenso ungeschminkter
Freimütigkeit als vollständiger Parteilosigkeit
geschrieben sind glaubten wir, bei dem nicht zu häufigen
Dasein dieser Elemente in unsrer Literatur, einen Beitrag
solcher Art nicht überflüssig.
Der
Verstorbene hatte, wie ich gestehen muß, das Unglück,
während seines Lebens alles anders anzufangen als andere
Leute, weshalb ihm auch wenig gelang. Viele seiner Bekannten
hielten ihn aber für ein künstliches Original, und
daran taten sie ihm Unrecht. Niemand war aufrichtiger in seinen
Sonderbarkeiten, und schien es vielleicht weniger, niemand
natürlicher, da wo alle Absicht zu sehen glaubten.
Dieses
ungünstige Geschick verfolgt gewissermaßen auch
jetzt noch die Erscheinung seiner Briefe, indem besondere
Umstände, die hier nicht erläutert werden können,
uns nötigen, das Werk, gegen alle Gewohnheit, mit den
beiden letzten Teilen zu beginnen, die nun zu den ersten werden
müssen. Erhalten diese indes Beifall, so hoffen wir ihnen
bald jene nachfolgend vorangehen lassen zu können,
und man wird sie wenigstens ebenso selbständig finden.1)
Zur Bequemlichkeit der Leser haben wir jedem Brief eine kurze
Inhaltsanzeige beigefügt, sowie einige Noten ad modum
Minellii im Ganzen verteilt, derentwegen wir gebührend
um Verzeihung und Nachsicht bitten.