Hermann (Ludwig Heinrich)
Fürst von Pückler-Muskau

Ein toller Kerl, der Pückler!

Buchpremiere um einen Cottbuser, der ein berühmter Weltbürger war
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20.12.2002


Ein toller Kerl, der Pückler!

Buchpremiere um einen Cottbuser, der ein berühmter Weltbürger war
Hergehört, Weihnachtsfrauen und -männer, die ihr lesefreudige und wissbegierige Personen zu beschenken habt! Es folgt der ultimative Buchtipp für alle zwischen 16 und 100: "Der tolle Pückler" . Die wunderschön anzusehende und spannend zu lesende Edition aus dem Regia Verlag erlebte am Mittwoch im Heron Buchhaus Cottbus eine gut besuchte und mit viel Liebe gestaltete Premiere.

Wer bisher glaubte, über Pückler alles zu wissen oder, wenn er will, es schnell erfahren zu können, weil alles bekannt ist, den schlägt das Buch schnell in seinen Bann. Wie wollte denn auch einer den ganzen Pückler in seinem Besitze wähnen, wo doch der Lausitzer Journalist Hans-Hermann Krönert seit fast fünf Jahrzehnten den Spuren des Schriftstellers und Gartenkünstlers nachgeht und nachliest und viele Museumsleute, Wissenschaftler, Forscher und Sammler helfend an seiner Seite weiß, denen er Dank abstattet.
In der Gesprächsrunde der Buchpremiere, die von IBA-Kurator Herbert Schirmer, einst DDR-Nachwende-Kulturminister, kundig, pfiffig und locker moderiert wurde, erzählte Krönert, wie das begann. Als er 1958 als Redakteur nach Cottbus kam, drang der Ruf Pücklers bis in Parteiversammlungen. Ein schlechter Ruf, meinten die leitenden Genossen in dem besonders linientreuen Bezirk und verlangten ihren Parteimitgliedern, ob sie Pückler kannten oder nicht, Bekenntnisse ab. Der Fürst sollte Junker, Ausbeuter, Klassenfeind, Nichtsnutz, Leuteschinder, Menschenfeind und was sonst noch alles sein. Krönert: "Die Devise hieß: ,Wer war Pückler, und wie stehst du zu ihm?' Ich kannte ihn damals nicht, aber sollte und musste über ihn urteilen. Das war mir Anlass: Nun wollte ich ganz genau wissen, wer dieser Mann war."
Mittlerweile hat er wohl alles gesichtet, was gefunden und bekannt ist. Eine Riesenmenge ist das: Die Branitzer Stiftung führt eine Bibliographie, die heute etwa 2000 Titel verzeichnet. Aus all dem Schriftgut filterte Hans-Hermann Krönert Zitate, Anekdoten, Briefe, Selbstzeugnisse und die Meinungen von Zeitgenossen. Im zweiten Arbeitsgang entnahm er diesem schier tonnenschweren Material alles, was den "tollen Pückler" ausmacht. Das ist der Charmeur, der Abenteurer und Weltreisende, der, wie wir heute sagen würden, Sportler, der alles der eigenen Eitelkeit zuliebe als Schriftsteller der Nachwelt überlieferte.
So wissen wir heute, dass Fürst Pückler mit der Taucherglocke in die Tiefen der Themse reiste, im Ballon in die Höhen über Berlin, in einer Karawane in die Weiten Syriens mit den Terrassen von Baalbek und als Passagier einer Nilbarke auf dem zweitgrößten Fluss der Erde. Zehnmal hat sich Pückler mit Pistole oder Säbel duelliert. Legion sind die originellen Eigennamen, die andere ihm oder Pückler sich selbst zugeordnet haben: u. a. Beschwörerauge, winziges Ameisenpoetlein, Erdbändiger oder Goethe der Landschaftsgärtnerei.
Erbaulich seine Briefwechsel mit Ada, Ida, Bettina oder Ludmilla. Stiftungschef Berthold Ettrich erklärt, dass Briefschreiber in jenem Jahrhundert nicht auf Treffen aus waren, diesen sogar aus dem Wege gingen. Die heißen Sympathie- und Liebeserklärung fanden ihren Orgasmus in treffenden, blumigen Formulierungen und fantastischen Komplimenten. Wie stimmungsvoll das sein kann, zeigten zu Beginn der Premiere die jungen Künstler Momo und Kai-Uwe Kohlschmidt, die Briefe zwischen Pückler und Biondetta mit elektronischer Atmosphärik, Gesang und Sprechgesang vortrugen und sich dem Fürsten poetisch und musikalisch näherten.
Treffliche Anekdoten und Aphorismen (z. B. So ist überall der Mensch: er setzt großen Männern, wohl aus Eitelkeit, Bildsäulen, aber ihre Lehren benutzt er selten. ) aus der fürstlichen Feder setzen den i-Punkt auf diesen Band, dessen Lese-Landschaft durch Typodesigner Rolf E. Hartmann zu einer Augenweide wurde. Eben ein tolles Geschenk dieser "tolle Pückler" !

Hans-Hermann Krönert: Der tolle Pückler. Regia Verlag Cottbus. ISBN 3-936092-65-6. 84 Seiten. 20 Euro.

Von Klaus Wilke Artikel vom 20.12.2002 01:03 Lausitzer Rundschau
Klaus Wilke
Redakteur für Gesundheit, Wissenschaft, Literatur, Geschichte, Bildung
Tel.: 03 55 / 48 12 21

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