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Renaissance eines fast verlorenen Ortes

IBA rückt Pücklers Außenpark als Teil der Branitzer Kulturlandschaft in den Blickpunkt

Dass der Fürst-Pückler-Park Branitz eines von 24 IBA-Projekten ist, sei nur folgerichtig, betont Projektbetreuerin Brigitte Scholz. Schließlich hat der Fürst, der sein Meisterwerk in Branitz schuf, der Bauausstellung den Namen gegeben. Außerdem gibt es offenkundige Parallelen zwischen der IBA als «Werkstatt für neue Landschaften» und dem Wirken des begnadeten Landschaftsgestalters. Nur dass dem Fürsten bei der Umgestaltung des vormals flachen Landes weder Abraumbagger noch Tieflader zur Verfügung standen. Anliegen der IBA ist es, die einzigartige Pücklersche Landschaft erlebbar zu machen

In den vergangenen Jahren ist der Außenpark zunehmend in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Das, was Pückler selbst die «Ornamental Farm» oder die «gestaltete Feldflur» nannte, ist untrennbar Teil der gestalteten Kulturlandschaft im Cottbuser Osten. Eine Trennung zwischen Innen- und Außenpark habe sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg ergeben, erläutert Parkleiter Andreas Pahl. Der Fürst und seine Nachfolger auf Schloss Branitz hätten den Park stets als eine Einheit behandelt.
Vieles hat sich hier im letzten halben Jahrhundert verändert. IBA, Stiftung Fürst-Pückler-Museum, Brandenburgische Technische Universität (BTU) und Stadt Cottbus gehen jetzt gemeinsam daran, den beinahe schon «verlorenen Ort» Außenpark wieder sichtbar und erlebbar zu machen. Innerhalb eines Forschungsprojektes des Lehrstuhls Altlasten der BTU konnte der ursprüngliche Verlauf von Wegen, Wäldern und Wiesen rekonstruiert werden, sagt Dr. Axel Klausmeier vom Lehrstuhl Denkmalpflege. Ausgewertet wurden dazu aktuelle Luftbilder, die mit einem Spezialverfahren aufgenommen wurden, und historische Landkarten.
Axel Klausmeier: «Wenn ein Gebiet 1850 die Bezeichnung Eichwäldchen erhielt, ist das ein Hinweis darauf, dass Pückler dort Eichen gepflanzt hat.» Es sei gelungen, verschiedene Pflanzungen genau zu datieren. Dabei wurde klar, dass auch Pücklers Nachfolger Graf Heinrich und Graf August gestalterische Akzente in Branitz gesetzt haben. Wie man seit kurzem weiß, datiert eine reihenartige Eichenpflanzung an der Spree von 1885, eine Roteichenallee am Deich ist um 1900 entstanden.

Den Park entrümpelt
Die IBA sehe sich im Auftrag, die Elemente der Branitzer Kulturlandschaft ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, sagt Brigitte Scholz. Dass diese Arbeit auch ganz praktischer Natur sein kann, zeigte der erste gemeinsame Arbeitseinsatz im Frühjahr. Unter Mitarbeit von Studenten wurde ein Teil des Außenparks von wilden Müllablagerungen befreit: alte Kühlschränke, Motorräder und Traktorenreifen füllten bereits nach wenigen Stunden den bereitgestellten Container. Auch ein alter Entwässerungsgraben wurde freigelegt.
Der Pücklersche Umfahrungsweg, der den Außenpark umschließt, steht derzeit im Mittelpunkt des Interesses. Ein städtisches Projekt zu seiner Wiederherstellung wird derzeit vorbereitet. «Der Bau von Wegen ist so wichtig, weil sie die Landschaft erlebbar machen» , sagt Andreas Pahl. Um die historischen Blickachsen freizugeben, sollten auch während der DDR-Zeit errichtete und nicht mehr benötigte landwirtschaftliche Gebäude verschwinden.
In den nächsten Jahren müsse die Stadt ein übergreifendes Konzept für den Park entwickeln, betont Axel Klausmeier. Die Universität fungiere dabei gern als Ideengeber. Derzeit geschehe im Außenpark nicht mehr als «die Taschenlampe auf dieses oder jenes Detail zu lenken» . Einzelaktionen seien aber nicht genug.
Fest stehe, so Klausmeier, «dass wir nicht so tun können, als ob die letzten 150 Jahre nicht vergangen wären» . Vielmehr müssten neue Kulturlandschaften wie der Cottbuser Ostsee in das Konzept für Branitz einbezogen werden. So könne es in Zukunft sehr reizvoll sein, sich in Cottbus aufs Fahrrad zu setzen und durch den Branitzer Außenpark zum Ostsee zu fahren. Der Radwanderer erlebe auf seiner Tour «ein Spiel aus Licht und Schatten und schließlich eine weite Öffnung der Landschaft» , verspricht der Wissenschaftler. Der Branitz und Bad Muskau, wo Pückler einen weitaus größeren Park geschaffen hat, verbindet bereits heute ein Kutschweg, der auch von Radfahrern genutzt werden kann.

Kulturlandschaft zweier Epochen
Auf diesem Weg treffen Kulturlandschaften des 19. und 21. Jahrhunderts aufeinander. Was sie voneinander unterscheidet? Die Ergebnisse heutiger Eingriffe des Menschen in die Landschaft seien «sehr geradlinig, großformatig, geometrisch und reduziert» , erklärt Brigitte Scholz. Pückler hingegen, so Axel Klausmeier, habe den Park «die Natur nachahmend» gestaltet. Sein Garten, ergänzt Andreas Pahl, habe in Anlehnung an die englischen Vorbilder «so natürlich wie möglich» aussehen sollen.

Hintergrund Fürst Pückler Parc Concours durch den Außenpark

Der Pückler-Park Branitz umfasst weit mehr als die landläufig so bezeichneten etwa hundert Hektar Fläche zwischen Tierpark und Kastanienallee. Der gesamte Park reichte einst von der Spree im Westen bis zur Eisenbahntrasse im Norden und zur Feldmark von Haasow.

Durch diesen Außenpark wird sich am Sonnabend, 10. September, der Fürst Pückler Parc Concours bewegen. Die IBA lädt dazu ab 11 Uhr nach Branitz ein. 15 historische Pferdekutschen begeben sich von hier aus nach Bad Muskau. Gefahren wird im Stil des 19. Jahrhunderts.

Von Ulrike Elsner

Quelle: Lausitzer Rundschau vom 03.09.2005



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