Äthiopischer
Diplomat auf den Spuren einer Landsfrau in Bad Muskau
Dass
diplomatische Vertreter aus einem nordafrikanischen Land,
aus Äthiopien, sich ausgerechnet für den Muskauer
Park interessieren und sogar viel Zeit für einen Besuch
aufbringen, mag auf den ersten Blick verwundern. Wer aber
um den Schöpfer des Muskauer Parks, Fürst Pückler,
und um seine Biografie weiß, benennt sehr schnell den
Grund.
Eine
afrikanische Sklavin des im 19. Jahrhundert von Arabern beherrschten
Nord-Ost-Afrika erwarb Fürst Pückler auf dem Sklavenmarkt
in Karthum während seiner Nordafrika- und Orientreise
1837. Als lebendes Souvenir, als Dienerin und Geliebte, und
als Teil der Pücklerschen Fantasie, sich im heimatlichen
Besitz mit der Exotik des Orients, der ihn so faszinierte,
zu umgeben, brachte er die schwarze Sklavin, Machbuba, und
möglicherweise noch weitere mit nach Muskau. Diese stammte
aus Abessinien, im heutigen Äthiopien gelegen.
Bereits während der monatelangen Reise nach Muskau, die
über Stationen wie Istanbul, Konstantinopel, Budapest
und Wien verlief, erkrankte Machbuba schwer und starb kurz
nach der Ankunft und vom Garten-Fürsten vernachlässigt
1840 in Muskau.
Aus
Kenntnis dieser Geschichte weilte am 23. April 2004 der Botschafter
der Republik Äthiopien, seine Exzellenz Hiruy Amanuel
in der Stadt Bad Muskau und im Muskauer Park. Nach einem Besuchsprogramm
im Schloß und im Park in Cottbus-Branitz suchte Botschafter
Amanuel auch das Grab der Machbuba auf dem alten Evangelischen
Friedhof in Bad Muskau auf. Er und seine Begleiter legten
auf dem betonierten Grabhügel Rosen im Gedenken an ihre
Landsfrau nieder. In Begleitung des Geschäftsführers
und Parkdirektors der Stiftung Fürst-Pückler-Park
Bad Muskau besichtigten die äthiopischen Diplomaten
anschießend den Muskauer Park, unter anderem den Ort
der nicht mehr existenten Rosenvilla im heutigen Badepark,
in der Machbuba ihr so kurzes Dasein in Muskau fristete.
Mit großem Interesse nahmen die Gäste die Erläuterungen
zur Parkanlage und zu Pückler als ihrem Begründer
auf.
Wenn im Jahr 2005 Deutschland und die Republik Äthiopien
seit mittlerweile 100 Jahren diplomatische Beziehungen pflegen,
so kann dies Anlass genug sein, die Kontakte fortzusetzen.
Machbuba und die Legenden um sie, die Teil der Biografie eines
deutschen Aristokraten im 19. Jahrhundert ist, könnten
auch verbindendes Element sein, die historischen Verbindungen
zwischen beiden Staaten mehr in das Blickfeld der Forschung
rücken zu lassen.