Die Englisch-Fibel des Fürsten Pücklers
Lehrbuch wurde gerade für die Muskauer Stiftung erworben
Als der 28-jährige Graf Hermann von Pückler im Frühjahr
1814 zum ersten Mal nach England reiste, geschah das zu den
Feierlichkeiten der alliierten europäischen Mächte
anlässlich ihres Sieges über Napoleon. Er stand
dabei im Dienst des Großherzogs Ernst August von Sachsen-Weimar
und hielt als dessen Ordonnanzoffizier Verbindung zum russischen
Zaren. Mit dem Ende der Siegesfeiern nahm er seinen Abschied
und blieb in England bis zum Frühjahr 1815.
Foto:
Repro: Friedrich
Lernen leicht gemacht. . .
Er stürzte sich in das mondäne Leben und machte
einen ersten Versuch, hier eine reiche Mitgift zu ergattern.
Daneben studierte er Englands Parkanlagen und ließ eigens
dazu auch Leopold Schefer, den Verwalter seiner Güter,
für knapp zwei Monate aus Muskau zu sich kommen.
Der kühne Heiratsplan zerschlug sich, Pücklers materielle
Ausbeute bestand in neuen Schulden, tollen Pferden und anderen
Souvenirs, aber er hatte reichlich Ideen im Gepäck. Er
kehrte im April 1815 nach Muskau zurück, und bereits
am 1. Mai erließ er seinen Aufruf an die Muskauer
Bürger, in dem er seinen Entschluss und seine Bedingungen
zur Anlage des Parkes verkündete.
Zu den Souvenirs, die sich im Gepäck des Grafen befanden,
gehörte ein schmales Büchlein. Es handelte sich
dabei um eine Englisch-Fibel, die er zum Erlernen der englischen
Sprache benutzt hatte, denn die Fremdsprache der Aristokratie
war bis dahin noch immer das Französische. Welcher Art
das Englisch gewesen sein könnte, das Pückler damit
erlernte, persiflierte Charles Dickens in seinem 1836/37 unter
dem Pseudonym BOZ. veröffentlichten Roman The Pickwick
Papers. Darin bekam Pückler den Namen «Graf
Smorltork» (= small talk) und Dialoge wie diesen in
den Mund gelegt:Wie Sie sagen, Mrs. Hund«,
fragte der Graf die beglückte Mrs. Leo Hunter mit huldvollem
Lächeln. Dick Wig oder Tick Wig Wig englisch
Perück Dick Perück was Sie nennen
Rechtsgelehrter was» Ich verstehen. Dick Perück,
und der Graf schickte sich an, Mr. Pickwick seinem Notizbuch
als einen Juristen einzuverleiben, der seinen Namen von seinem
Beruf ableitete, als sich Mrs. Leo Hunter einmischte. Nein,
nein, Graf, sagte die Dame, Pickwick. Ahjaja,
ich verstehen, erwiderte der Graf, Piek
Taufname. Wieg Familienname; gutt, serr gutt. Wie fühlen
Sie, Wieg? usw.
Den vollständigen Dialog kann man in Hans-Hermann Krönerts
Der tolle Pückler auf Seite 62 nachlesen.
Der Graf bzw. Fürst Pückler soll zeitlebens ein
wenig auf Kriegsfuß mit der englischen Sprache gestanden
haben. Sein Lehrbuch konnte nichts dafür. Es trägt
den Titel The English Spelling-Book, wurde von
dem namhaften William Mayor herausgegeben und erschien 1814
in London. Es ist ein hübsches, für seine Zeit reich
bebildertes Büchlein mit modern anmutender Methodik.
Es ist nun, beinahe 200 Jahre nach seinem Erscheinen und 160
Jahre nach Pücklers Weggang aus Muskau hierher zurückgekehrt.
Der Muskauer Ebay-Verkaufsagentur altes@neues
ist es gelungen, das Kleinod mit dem Exlibris des Fürsten
Pückler im Auftrag der Stiftung Fürst-Pückler-Park
Bad Muskau zu erwerben.
Es wird demnächst die aktuelle Ausstellung Brautschau
und Gartenjagd im Marstall bereichern und dort noch
bis zum 30. Oktober 2005 zu sehen sein. Die Ausstellung ist
täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.